Hanover Street, Boston, MA
Downtown Boston
Atlantic White Cedar Swamp Trail, Cape Cod
Cape Cod National Seashore
P-Town
Mitte Oktober sind wir fuer ein verlaengertes Wochenende nach Boston geflogen. Schon allein der Anflug auf Boston's Logan International Airport ist spektakulaer. Der Flughafen liegt genau zwischen Atlantik und Downtown Boston - mehr oder weniger auf einer Halbinsel. Obwohl es etwas trueb war, hatten wir einen tollen Blick ueber die Stadt und ihre Vororte.
Etwas verwirrend ist die Verkehrsfuehrung, ganz zu schweigen von Boston's Schilderwald - zumindest, wenn man Atlanta-Verhaeltnisse gewohnt ist. Es hat eine Weile gedauert, bis wir uns orientiert hatten, aber irgendwann hatten wir's dann raus. Boston Common, ein Stadtpark mit mehrstoeckiger Tiefgarage unten drunter wurde zum Ausgangspunkt unserer Tour. Boston ist eine tolle Stadt, das hatten wir schnell raus. Aber es war sowas von schweinekalt - die Kaelte liess einem das Begeisterungs-laecheln im Gesicht erstarren. Sehr unangenehm, insbesondere, wenn man nur noch Klamotten hat, die an Atlanta-Kaelte angepasst sind. (Kaelte in Atlanta entspricht - bis auf wenige Ausnahmen - eher einem milden Herbsttag in Deutschland.) Trotz der widrigen Umstaende sind wir "um die Haeuser" gezogen und haben es sehr genossen, mal wieder in einer "richtigen" Stadt zu sein. In einer Stadt, in der man tatsaechlich zu Fuss unterwegs sein kann und eben nicht immer das Auto braucht, wo es neben den grossen Ketten (die ueblichen Verdaechtigen wie Starbucks, Borders, CVS, etc.) auch kleine Shops, Cafes, Baeckereien und Restaurants mit individuellen Angeboten gibt. In der Naehe des Regierungsviertels sind wir auf Boston's "Little Italy" gestossen - Hanover Street. Ein wahres Schlemmerparadies fuer uns, denn die italienischen Speisen und Getraenke sahen nicht nur echt italienisch aus, sondern schmeckten auch noch so. (In Atlanta ist es sehr schwierig, richtig italienisch Essen zu gehen, die Gerichte sind - zumindest fuer unsere Gaumen - stark amerikanisiert.) Cappuccino aus dickwandigen Porzellantassen anstatt aus Pappbechern - das ist schon was, und cremiges Gelato... Waehrend Thorsten seine "Play-It-Safe"-Karte gespielt hat (Gnocci mit Tomatensauce), habe ich hervorragend zubereitetes Saltim Bocca verspeist und mich gedanklich mit einem Umzug in den kalten Norden auseinandergesetzt... Naja, auf dem Weg zurueck zum Auto - nun hatte es auch noch auch noch angefangen zu Regnen, habe ich die Umzugsidee wieder verworfen. Neun Monate angenehmes Wetter in Atlanta, sind ja auch nicht schlecht und machen darueber hinaus nicht dick... und die Papp-Kaffee-Becher hat man ja auch schon irgendwie lieb gewonnen.
Teil 2 unseres Trips fuehrte uns nach Cape Cod.
Auf der Fahrt dorthin, konnten wir - trotz des schlechten Wetters, immer noch Regen - einen kleinen Eindruck vom beruehmten "Indian Summer" in Neuengland gewinnen. Die Waelder zeigten sich zum Teil leuchtend rot und orange - zum Fotografieren war das Wetter leider zu schlecht... Sehr aergerlich.
Unser Basislager schlugen wir in Chatham auf, von wo aus wir die umliegenden Orte und Straende ansteuerten. Chatham selbst ist ein eher vertraeumtes Oertchen mit New England Charme. Leider hatten wir hier (mal wieder) einen Kamera-Totalausfall, diesmal nicht wegen des schlechten Wetters, sondern wegen leeren Akkus.
Alles in allem hat uns das Wetter einen ganz schoen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Es blieb das ganze Wochenende dunkel, verregnet, stuermisch und kalt.
Tapfer angetretene Strandwanderungen mussten abgebrochen werden, weil es so stuermisch war, dass man sich einfach nicht draussen aufhalten wollte. Unseren Ausflug nach Martha's Vineyard konnten wir auch nicht durchziehen, da der Faehren-Fahrplan ausserhalb der Saison einen Tagesausflug unmoeglich machte. Da haben wir wohl auch nicht richtig recherchiert... Unser Alternativprogramm bestand aus einer kleinen Sumpfwanderung (1.2 Meilen - Atlantic White Cedar Swamp Trail) und einem Trip nach Provincetown im Norden Cape Cods.
Die Sumpfwanderung war ganz nett und die Strecke einigermassen windgeschuetzt, so dass die Witterungs-verhaeltnisse auszuhalten waren.
Provincetown - von Insidern P-Town genannt - war nicht nur nett, sondern auch ausserordentlich interessant: P-Town ist ganzjaehrig in homosexueller Hand und als Heten-Paar faellt man auf wie ein bunter Hund. Wir sind aber nicht unangenehm aufgefallen, denn Toleranz wird in diesen Kreisen gross geschrieben. An dem Wochenende, als wir dort waren, war gerade Womens Week, sodass es einen klaren Frauenueberschuss gab. Und trotzdem gab es keinen Streit um die wenigen Maenner... sehr entspannte Atmosphaere. Unabhaengig von seinen Besuchern, ist P-Town ein nettes Staedtchen mit etwas anderem Flair verglichen mit den restlichen Orten auf Cape Cod, in denen es meist sehr traditionell, um nicht zu sagen konservativ, zu geht.
Bevor wir die Rueckreise nach Atlanta antraten, wollten wir noch einen halben Tag in Cambridge verbringen. Dort befindet sich die Harvard University - eines der acht Ivy League Colleges - sowie das Massachusetts Institute of Technology (MIT), eine der weltweit fuehrenden Universitaeten im Bereich der technischen Forschung. Aus unseren Campus-Touren wurde leider auch nichts, da wir abgesehen von dem nach wie vor miesen Wetter, keinen Parkplatz gefunden hatten. Weit und breit kein weisses P auf blauem Grund. Und ansonsten nur Anwohner-Parken. Ja wo gibts denn sowas...? Vielleicht sind wir auch einfach nicht intelligent genug, um uns in diesen Gefielden aufzuhalten. Wer weiss. Eine nette Gegend ist es trotzdem und ein Spaziergang waere bestimmt ineressant gewesen. Zumal gerade ein Ruderwettbewerb im Gange war, und es einiges zu sehen gab.
Nach 1 1/2 stuendiger Parkplatzsuche (es war nicht zu glauben) sind wir dann wieder in Richtung Downtown Boston gefahren, um wenigstens noch in den Genuss eines vernuenftigen Mittagessens zu kommen. Im stroemenden Regen haben wir dann ein Lokal gefunden, das unter anderem deutsche Gerichte auf der Karte hatte. Thorsten hat sich - wie immer - nicht auf Experimente eingelassen und eine Art Pizza bestellt. Ich hatte mich fuer paniertes Schnitzel mit Spaetzle und Rahmsauce entschieden. Mit ueberraschend gutem Ergebnis. Das Schnitzel kam der deutschen Version sehr nahe und auch die Rahmsauce war schmackhaft. Die Spaetzle sahen aus wie Spaetzle, hatten auch die richtige Konsistenz und alles waere wunderbar gewesen, haette der Koch nicht eine Zutat zuviel in den Teig gegeben: Knoblauch. Das Universal-Gewuerz der Amerikaner. Selbst wenn man Knoblauch liebt - im Spaetzleteig hat er nix verloren. Trotz des Knoblauch-Faux-Pas war ich beeindruckt vom Essen in Boston.
Auf dem Weg zurueck zum Flughafen hat es immer noch geregnet und wir hatten beide genug vom Sauwetter und waren bereit ins herbstlich milde Atlanta zurueckzukehren. Als wir im Flugzeug sassen hatte sich der Regen dann in Schnee verwandelt...und das Mitte Oktober - so gut war das Essen nun auch wieder nicht.
:-)